mapFactor Navigator mit OSM-Karten. Ein Test

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SchwachSuper 

Ich habe ja am 11. März schon getwittert, daß sich Microsoft und Google vor Gericht wegen Patenten von Google Maps zanken. Ich rief dazu auf, weiter an OSM zu arbeiten. Es ist also an der Zeit, sich mal ein paar Navigationslösungen anzuschauen, die OSM-Karten verwenden.

Als erster Kandidat landete der mapFactor Navigator auf meinem Smartphone. Die App is kostenlos, für die Karten stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder die kommerziellen Karten von TomTom oder eben die kostenlosen von Openstreetmap. Ich habe mich natürlich für die OSM-Karten entschieden und nutze die App nun seit einer guten Woche auf bekannten Strecken. Den Test der TomTom-Karten habe ich mir gespart, weil ich einerseits ein TomTom-Navi besitze und die Kartenqualität kenne und andererseits, weil ich ja für den Test nicht Unsummen an Geld ausgeben will.

Wichtig ist bei meinem Test, zwischen der App und dem Kartenmaterial zu unterscheiden. Viele negative Kommentare bei Google Play hinsichtlich der App sind einfach Probleme des Kartenamaterials: Wenn eine Straße nicht bei OSM erfaßt ist, kann sie die App auch nicht finden.

Positiv fiel mir auf:

  • Gute Stimme. Ich finde sie angenehm im Gegensatz zur blechernen Stimme von Google Navigation, bei der man meinen könnte, die Borg greifen an.
  • OSM-Karten sind kostenlos erhältlich. Und sie stehen offline zur Verfügung, was bedeutet, daß man im Ausland ohne Roaminggebühren auskommt.
  • Ansagen nicht zu häufig, nicht zu selten. Mich nerven teilweise andere Lösungen, die alle paar Kilometer auf der Autobahn ein "Fahren Sie weiterhin …" von sich geben.
  • Beim Abweichen von der Route erfolgt eine schnelle Neuberechnung. Besonders wichtig in Stadtgebieten. Ich bin ein paarmal absichtlich von der vorgegebenen Route abgewichen. Das Erkennen der Abweichung erfolgte innerhalb von Sekunden und die Neuberechnung wurde gestartet.
  • Das Ziel ist auch per Google Maps auswählbar. Das ist für mich eine sehr gute Funktion: OSM-Karten sind gut. In unserer Gegend sogar sehr gut. In Rosenheim zum Beispiel sind selbst die Hausnummern fast vollständig erfaßt. Woanders schaut das aber u. U. deutlich anders aus. Und wie gebe ich eine Adresse als Ziel ein, für die die Straße oder Hausnummer nicht erfaßt ist? Ganz einfach: Ich suche den Ort über Google Maps und übernehme dann die Ziel-Koordinaten. Das erfordert natürlich dann doch eine Datenverbindung. Hier ist es dann sinnvoll, vor der Reise im heimischen WLAN o. ä. diese Ziele zu suchen und als Favoriten ("Meine Orte") abzuspeichern.
  • Ziel ist auf Karte auswählbar. Man kann auch in die Kartenansicht wechseln und den Zielort selber bestimmen. Diesen kann man dann auf Knopfdruck an die Navigation übergeben.
  • Warnt bei Tempo-Überschreitung. Sind die Tempolimits der jeweiligen Straßen in OSM eingepflegt, warnt der Mapfactor Navigator auf Wunsch bei Tempoüberschreitungen. Einstellbar ist dabei, ab wann er warnt. Bereits bei geringstfügiger Überschreitung, erst ab 10% oder noch mehr. Natürlich sollte man sich auf diese Warnungen nicht verlassen, da Tempolimits oft falsch oder veraltet sind. Ein Problem, das aber auch die kommerziellen Karten von TomTom aufweisen.
  • Man kann für das Routing zwischen den Modi Pkw, Lkw und Fußgänger wählen.

Bisher also ein sehr positives Ergebnis meines eigenen Tests. Aber es gibt auch Dinge zu berichten, die mir weniger gefallen und die man vielleicht ändern sollte. Es kann aber durchaus sein, daß manche vielen Nutzern gar nicht auffallen.

  • Die Ansage unterbricht nicht die anderen Audioquellen. Ich selber höre im Auto sehr viele Hörbücher und Podcasts. Ich bin es gewohnt, daß andere Töne, sei es die Benachrichtigung des E-Mail-Eingangs oder auch die Ansage von Google Navigator das Abspielen der Podcasts usw. unterbricht. Dies geschieht beim Mapfactor Navigator nicht. Der Podcast läuft weiter, während die Navigationsansage läuft. Besonders innerstädtisch ist das ärgerlich, da u. U. sehr viele Hinweise zur Navigation kommen.
  • Die Lautstärke des Navigators ist nicht separat einstellbar. Gut, das haben andere Anwendungen oft auch nicht. Aber hier sind die Ansagen ziemlich laut, was gut ist, wenn man das Smartphone nur zum Navigieren benutzt und auch nicht über die Autolautsprecher ausgibt. Letzteres mache ich aber. Und auch die Podcasts. Im Vergleich dazu und zu Hörbüchern ist dann die Ansage aber deutlich lauter. Oft sehr deutlich lauter. Hier würde ich mir eine eigene "Verstärkungs-Einstellung" wünschen, so daß ich die Lautstärken angleichen kann.
  • Die Bedienung ist erst mal gewöhnungsbedürftig. Die Grundfunktionen sind einfach zu finden, aber wenn es ins Detail geht, sucht man in den verschiedensten Masken nach Untermenüs.
  • Die berechneten Fahrtzeiten sind deutlich zu kurz. Ich nehme an, daß die Berechnung nur die Entfernung mit den hinterlegten Tempolimits multipliziert. Auf allen Strecken, die ich bisher mit dieser App abgefahren bin, war die berechnete Dauer deutlich zu kurz. Bei Strecken mit hohem Autobahnanteil waren es Pi mal Daumen 10%, bei hohem Stadtverkehr-Anteil auch mal 30%.
  • Die Hausnummern-Auswahl ist auch noch ein Thema: Selbst wenn in OSM in der Zielstraße alle Hausnummern sauber erfaßt sind, kann man nicht eine einzelne Hausnummer als Ziel auswählen, sondern nur einen Bereich. In einer Straße mit lauter kleinen Einfamilienhäusern mag das gehen, aber in Großstädten wäre mir das vermutlich zu ungenau (habe es aber nicht ausprobiert). Da ist man möglicherweise schnell am gewünschten Ziel vorbeigefahren, was dann in Verbindung mit dem nächsten Punkt eher nervig wird.
  • Die App bricht bei Vorbeifahrt am Ziel die Navigation ab. Das heißt, fahre ich aus welchen Gründen auch immer, am Ziel vorbei, kommt die lapidare Meldung, ich hätte mein Ziel erreicht und das wars. Ich werde nach der Vorbeifahrt nicht wieder zum Ziel zurück gelotst. Besonders in Großstädten, in denen man oft erst mal vorbeifahren muß, weil man einen Parkplatz sucht, ist dies mehr als ärgerlich.
  • Die App ist aus anderen Anwendungen nicht aufrufbar. Wähle ich zum Beispiel in einer Caching-App einen Cache aus und will mich zu diesem Navigieren lassen, erscheint diese App nicht in der Liste der Programme, die ich zum Navigieren verwenden kann. Ich müßte also die Koords per Copy&Paste übertragen. Unschön und nicht Stand der Technik.

Insgesamt halte ich diese App trotzdem für sehr empfehlenswert. Die berechneten Routen sind gut, das System reagiert schnell. Probleme bei der Eingabe der Ziel-Adresse (Straße nicht vorhanden, Hausnummer nicht vorhanden) sind nicht der App, sondern dem Kartenmaterial anzulasten. Und mit der Suche mittels Google Maps steht ein sehr guter Workaround zur Verfügung.

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