Wie mißt man einen Cache ein?
Vor Kurzem dauerte eine Cache-Suche mal wieder länger, als es T- und D-Wertung vermuten ließen. Als wir den Tradi dann fanden, war er ca. 10 Meter im Off. Ein klassischer Fall von schlechten Koordinaten. Was war passiert?
An sich sollte es an der Location leicht sein, passende Koordinaten einzumessen. Zwar in einem Wohngebiet gelegen, aber an einer Brücke über einen Bach. Damit waren die nächsten Häuser schon relativ weit weg. Ebene Fläche, freier Blick nach oben. Und dann 10 Meter off? Die ersten beiden Finder waren so nett, den Cache neu einzumessen und haben die Koordinaten auch im Listing genannt. Der Owner reagierte auch prompt und änderte die Koordinaten. Und seinem Log kann man entnehmen, was schief lief: Er hatte den Cache gar nicht eingemessen, sondern die Koordinaten per Google Maps ermittelt. Das ist nun die Schlechteste aller Möglichkeiten. Gut, der Owner hatte noch eine sehr niedrige zweistellige Anzahl an Funden. Ein klassischer Anfängerfehler eben.
Daher heute mal ein kleiner Artikel, der sich eher an die Anfänger wendet. Der unten verlinkte Artikel „Fehlerquellen bei GPS“ ist aber auch für „Profis“ interessant.
Wie macht man es nun aber besser?
Als erstes benutzt man einen GPS-Empfänger und nicht Google Maps oder Google Earth. Ob der nun ein eigenes Gerät oder in einem Smartphone verbaut ist, ist grundsätzlich egal, solange er genaue Ergebnisse liefert. Bei Smartphones kann das dann zum Problem werden: Mein altes HTC Desire konnte ich zum Einmessen nicht benutzen, zu ungenau waren die ermittelten Positionen. Mit meinem neuen Galaxy ist es kein Problem. Damit hätten wir mal das „Womit?“ geklärt, nun stellt sich die Frage „Wann?“
Optimal ist ein klarer, sonniger Tag. An einem bewölkten Tag werden die Signale der Satelliten durch die Wolken abgelenkt und man erreicht eine geringere Genauigkeit. Bei Regen wird’s noch schlechter.
Nun zum Einmessen: Erste Regel: Das Gerät nicht erst kurz vorm Einmessen einschalten. Schaltet es schon 10 Minuten vorher ein. Dann hat der Empfänger ausreichend Zeit, genügend Satelliten zu erfassen. Das Ergebnis wird auch umso genauer, je weiter auseinander die empfangbaren Satelliten stehen. Dazu im jeweiligen Gerät einen Blick auf die Satelliten-Anzeige werfen. Wenn diese eine große Fläche abdecken, wird es gut, wenn nicht, einfach etwas warten. 15 Minuten helfen da schon viel. Dann das Einmessen starten und die Werte mitteln. Ich kenne nur die GPSr von Garmin, diese haben dafür eine eigene Funktion, die dann auch anzeigt, wie viele Messungen durchgeführt wurden und wie hoch die Genauigkeit ist. Andere Geräte sollten ebenfalls über so eine Funktion verfügen. Ich persönlich lasse meist 100 Mittelungen durchlaufen. Mehr, wenn ich merke, daß sich bei der angezeigten Genauigkeit noch was tut. Auf meinem Smartphone nutze ich zum Einmessen die App „Geocache Placer“, bei der ich die Anzahl der gewünschten Mittelungen und die Pausen zwischen den Messungen vorgeben kann. Hier wird dann auch graphisch angezeigt, wo die einzelnen Messungen lagen. Das hat für mich den Vorteil, sehen zu können, ob die Positionsbestimmung stabil war, oder ob es wild hin und her tanzte.Ggf. benutze ich das Ergebnis nicht.
Viele Geocacher empfehlen nun, diese Messung an verschiedenen Tagen zu wiederholen und die einzelnen Ergebnisse nochmal zu mitteln. Ich halte das für unnötig. Um unterschiedliche Satelliten-Geometrien zu erhalten, muß ich nicht 3x zum Cache. Es reicht, wenn ich eine halbe bis eine dreiviertel Stunde warte und dann nochmal einmesse. Was ich dann als Abschluß nochmal mache (natürlich, nachdem ich nochmal eine halbe Stunde gewartet habe) ist, vielleicht 100 Meter vom Cache wegzugehen, das Gerät aus- und wieder einzuschalten, die gemittelten Koordinaten, die ich fürs Listing vorgesehen habe, als Zielpunkt einzugeben und anhand derer zum Cache zurück zu gehen. Komme ich hin, paßt's. Wenn nicht, habe ich irgendwo einen Fehler drin. Ein weiterer Grund für dieses „an drei Tagen“ ist das möglicherweise unterschiedliche Wetter. Auch hier halte ich es für unnötig. An einem Tag mit schlechtem Wetter messe ich nicht ein und scheint die Sonne reicht ein Tag. Natürlich hört sich das jetzt so an, wie wenn ich dann Stunden am Cache verbringen würde. Tue ich in der Regel nicht. Ich persönlich habe meine Caches überwiegend in der Natur, da kann ich dann in den Pause einfach etwas spazieren gehen, Radfahren oder sonst was. Oder ich muß zum Erkunden und Legen eh mehrmals hin, dann hat sich die Warterei eh erledigt.
Natürlich kann ich trotzdem sehr ungenaue Koordinaten ermittelt haben. Letztendlich läßt sich alles darauf zurückführen, daß ich nicht genügend Satelliten „sehen“ konnte und die verbliebenen zu nahe beieinander stehen. Das ist in hügeligem / bergigen Gelände Gelände der Fall, aber auch in tiefen Gelände-Einschnitten, bei dem die freie Sicht nach oben in zumindest einer Richtung behindert ist. Selbiges trifft natürlich auch auf urbane Caches zu, bei denen die Häuser die Sicht abschatten. Hier ist es dann besonders wichtig, bei einer guten Satelliten-Geometrie einzumessen, um das Beste rauszuholen, was möglich ist. Leider kommt bei dieser Konstellation noch ein Effekt dazu, der das Ergebnis verschlechtert: Die Signale können an den Häusern, an Felswänden usw. reflektiert werden. Je nach Art und Qualität der verbauten Antenne kann dieser Effekt stärker oder schwächer in Erscheinung treten. Wenn man also einen Cache genau an einer Häuser- oder Felswand legen will, kann es sinnvoll sein, zum Einmessen davon weg zu gehen und dort die Koordinaten zu erfassen, wo bessere Bedingungen herrschen. Aber dabei ist wichtig, daß man genau weiß, in welchem Winkel und welcher Entfernung man vom Cache dann gemessen hat, um das zurückrechnen zu können. „Ungefähr 100 Meter und grob nach Westen“ nutzt dann nichts.
Ist es an der gewählten Stelle aber nun ums Verrecken nicht möglich, vernünftige Koordinaten zu ermitteln, sollte man im Listing einen deutlichen Hint („Am Fuße eines Baumes“ hilft im Wald genau gar nichts) oder ein deutliches Spoilerbild einfügen.
Alle genannten Effekte, die das Ergebnis verschlechtern können, treten natürlich nicht nur beim Legen, sondern auch beim Suchen auf. Da kann der Owner den Cache so gut wie möglich eingemessen haben, aber wenn der Suchende schlechte Bedingungen hat, addieren sich beide Fehler. An einem regnerischen Tag im Wald an einem Hang … Da sind dann 20 Meter Abweichung schon mal möglich.
Also, einfach die Koordianten sauber einmessen, sich aber bewußt sein, daß diese nie auf den Meter genau sein werden. Darauf als Cacheowner mit Hint und Spoiler reagieren, als Suchender mit gesundem Menschenverstand, wo der Cache den sein könnte, und wachem Auge.
Links:
- Sehr interessanter Artikel "Fehlerquellen bei GPS" bei kowoma.de
- Geocache Placer bei Google Play